Backpacker Packliste für Südamerika

Hier eine kleine Liste an Dingen, die man auf einer längeren Rucksackreise dabei haben sollte. Reiseapotheke und Impfungen sollte man unbedingt ernst nehmen! Als ich das erste Mal in nach Ecuador loszog, kümmerte ich mich noch einen Sch… darum. Nachdem ich von der zweitgiftigsten Schlange Südamerikas gebissen wurde (Terciopelo-Lanzenotter), einen rätselhaften Virus einfing, der mich drei Monate lang praktisch ausser Gefecht setzte und dann noch eine schwere Lebensmittelvergiftung durch verdorbenes Fleisch einzog, liess ich mich aber eines Besseren belehren: Bevor man sich auf die Reise begibt, sollte man alle möglichen und vom Aufwand her vertretbaren Vorkehrungen treffen, die einem im Krankheitsfall schützen. Reise- und Unfallversicherung, Rega-Gönner (für Schweizer), Medikamente, Verbandszeug, Desinfektion etc. Es geht überhaupt nicht darum, paranoid zu werden, sondern Verhaltensweisen zu entwickeln, die dafür sorgen, dass man das Reisen so lange wie möglich ohne Zwischenfälle und Krankheiten geniessen kann!

Und falls es zu einem solchen Notfall kommt, rate ich, immer sofort die beste Klinik/den besten Spital des Landes bzw. der Region aufzusuchen. Alles andere ist schlicht und einfach dumm.

Ach ja, und wenn ein Restaurant zur Essenszeit praktisch leer ist, dann liegt es wahrscheinlich daran, dass das Essen dort schlecht ist (auch wenn es von aussen noch so gut aussieht). Das Essen von der Strasse ist zwar sehr billig, kann aber auch gefährlich sein, wenn es nicht gekocht, gebraten oder mit sauberem Wasser gewaschen ist. Von rohen Früchten oder Gemüse, die nicht geschält sind, würde ich immer und in jedem Fall die Finger lassen („Cook it, peel it or forget it!“). Sonst kommt der Durchfall schneller als einem lieb ist. Meeresfrüchte sollte man generell nur an Orten Essen, von wo man auch aufs Meer schauen kann. Sonst wird es ebenfalls schnell gefährlich. Und noch was: Wenn das Fleisch mal ‚komisch‘ schmeckt: Sofort ausspucken, den Teller weit weg schieben und nicht mehr anrühren! Ihr wisst gar nicht, was ihr euch damit alles ersparen könnt 🙂

Jetzt noch ein paar Sicherheitshinweise: Reisepass und Bankkarten immer an einem versteckten Ort (z.B. in einer Innentasche des Tagesrucksacks aufbewahren). Wenn du mit mehreren Karten und/oder viel Geld und/oder Original-Ausweispapieren auf die Strasse gehst, platziere diese an vielen verschiedenen Orten, z.B. Portmonee, linke Hosentasche, rechte Hosentasche Geldgürtel, Unterhose 😉 etc. Allgemein solltest du aber immer nur so viel Wertsachen mitnehmen, wie du ‚draussen‘ brauchst. In 99% der Fälle reicht eine Kopie vom Reisepass. Den Rest lässt du besser an einem sicheren Ort in deinem (Hotel-)Zimmer bzw. Schliessfach.

Bevor du nachts zu Fuss auf die Strasse gehst: Informiere dich bei Einheimischen über die Gefahren und ob du nicht besser ein Taxi nehmen sollst.

Falls du trotz allem doch mal überfallen wirst: Nicht sofort alles hergeben, was du hast, sondern einfach mal das Portmonee mit etwas Bargeld rausrücken und wenns sein muss das alte Nokia-Handy von Onkel Paul. Die Diebe sind da meistens schon zufrieden, da musst du nicht auch noch die Kamera und das Smartphone mitgeben, die du im Rucksack oder in andern Taschen mitführst 😉 AUF KEINEN FALL solltest du dich wehren, davon rennen oder dich irgendwie sonst für stärker halten als dein Bedroher! Es kann sich sonst sehr schnell mal eine Kugel lösen, was du dein Leben lang bereuen würdest (falls sie dich nicht umbringt).

Und nicht vergessen: Mit ein bisschen Humor, Fremdsprachenlernen und ohne Berührungsängste geht’s mit den Einheimischen am besten! (das gilt mindestens für Südamerika)

KLEIDUNG

◾gute (Wander-)Schuhe

◾Bequeme Trainerhose für lange Busfahrten

◾Flipflops aus Gummi (trocknen schnell, nützlich für Strand und das Duschen auf schmutzigen Böden)

◾Flies / Faserpelz, der schnell trocknet

◾Für den Regenwald: Dünne, langärmelige T-Shirts (schützen vor Moskitos), dünne lange Hosen (dito)

◾Mindestens ein schönes Hemd für Hochzeiten oder andere Feste, wo man als Reisender von Einehimischen eingeladen wird

◾Regenjacke, -hose

◾Regenschirm oder -poncho

◾Jeans

◾Warme Mütze, Handschuhe

◾Innenschlafsack aus Seide (nützlich bei schmutziger Bettwäsche in Hostels)

◾Evt. Schlafsack (Kalte Temperaturen in den Anden)

◾KEINE Gummistiefel! (sind zu schwer und bei Bedarf fast überall erhältlich)

ELEKTRONISCHES

◾Taschenlampe (evt. mit Handkurbel-Antrieb)

◾Stirnlampe (mit Batterien)

◾Handy (altes Nokia oder Sony Ericsson) mit Aufladekabel

◾evt. Laptop oder Tablet (es geht auch ohne, dank Internetcafés an jeder Ecke)

◾iPod oder Ähnliches

◾Fotokamera inkl. Aufladegerät und Ersatzbatterie

◾Genug Speicherplatz für Fotos etc. (Externe Festplatte oder USB-Sticks)

◾Netzadapter

GELD UND PAPIERE

◾2 Portmonees (1 für den täglichen Gebrauch, 1 für ID, Kredikarte etc.)

◾1 Kreditkarte, 1-2 Debitkarten

◾Kopie von Reisepass, Flugtickets und Visa (Scans auch auf dem eigenen Email-Account speichern)

◾Kleine Reserve in der Währung des Landes, wohin man zuerst geht

◾Notizheft und Schreibzeug

◾Kleine Plasticksäcke, auch wiederverschliessbare (um Wertsachen und Handy vor Feuchtigkeit zu schützen)

WICHTIG

◾Guter Sonnenschutz! Sonnencrème, -hut, -brille

NÜTZLICH

◾Taschenmesser

◾Trinkflasche zum Wiederauffüllen (zB aus Aluminium, oder Thermosflasche)

◾Wasserdesinfektions-Tabletten (so kann man Hahnenwasser trinken und muss nicht immer neue PET-Wasserflaschen kaufen)

◾Taschentücher (WC-Rollen herumtragen ist doof und wenn man sparsam ist, kann man sich mit einem guten Taschentuch –wenn man es unterteilt – mindestens drei Mal den Arsch abwischen. Ausser man hat Durchfall…

◾Schnur

◾Klebeband

◾Kompass

◾Ohrstöpsel zum Schlafen bei Lärm, evt. auch Augenschirme gegen Licht an- ausschalten in Hostel-Schlafräumen

REISE-APOTHEKE

◾leichtes Verbandszeug

◾Pflaster

◾Wundsalbe

◾Desinfektionsspray

◾Desinfektionstüchlein für die Hände

◾Schmerzmittel

◾Fieberthermometer

◾ Wegwerf-Plastikhandschuhe

◾Malaria-Medikamente (je nach Reisegebiet)

◾Breitband-Antibiotika

◾Antihistamine gegen rätselhafte Allergieanfälle

◾Insektenspray (z.B. Anti-Brumm)

◾evt. Fersenpflaster

◾Durchfallmedikamente für den Notfall (Busfahrt, Flug etc.), z.B. Immodium lingual. Ansonsten nicht zu empfehlen, da sie zu Verstopfung und Krankheitsverlängerung führen können

IMPFUNGEN

◾Gelbfieber

◾Hepatitis A + B

◾Zecken (FSME)

◾Tollwut

◾Typhus

◾Tetanus (DiTetBa)

◾Polio (Kinderlähmung)

More pictures of beautiful Yasuní National Park in Ecuador

Fotos by Marco Buff

(die schon veröffentlichten Fotos dieser Reise findest du hier)

Reisen… wofuer?

Indem wir Reisen, sehen wir unsere Welt, unser Leben aus einem anderen Blickwinkel. Wir lernen, dass unsere Kultur und unsere Herkunft nur eine von unendlich vielen moeglichen und unmoeglichen Lebensentwuerfen ist. Dass was fuer uns selbstverstaendlich ist, andere nicht kennen oder sich nur wuenschen koennen –  und umgekehrt! Indem wir weiter entdecken, wird uns immer und immer wieder die eigene Ignoranz vor Augen gefuehrt und vor lauter Staunen ueber die Wunder der Welt werden wir ploetzlich ganz feierlich und demuetig.
Manchmal realisieren wir, dass unsere eigene Multioptionsgesellschaft vielleicht doch nicht ganz so viele Optionen fuer uns bereithaelt, solange wir nicht ausbrechen aus dem Einheitsbrei des Alltagslebens. Ja, die Moeglichkeiten sind da, doch was bringt es uns, wenn wir sie nicht nutzen? Wenn wir uns zu fest einengen lassen von Konformitaetsdrang und Einfalt? Wie stellen wir fest, dass es vielleicht ganz gut waere mal ein bisschen loszulassen von unserem materiellen Luxusleben? Wir haben so viel Freiheit wie noch nie und entscheiden uns doch fuer ein ewiges 8- bis 5Uhr-Arbeitsleben und 7- bis 10Uhr-Fernsehabende. Haben viel Geld und wenig Ahnung, was mir Sinnvolles anfangen koennten damit. Viel Bildung und wenig Weisheit, diese auch mal fuer eine kritische Betrachtung unserer Umwelt zu nutzen.
Das koennten wir, unter anderem, dadurch erreichen, indem wir mal ein bisschen Abstand gewinnen, ein bisschen aussteigen, ein bisschen uns inspirieren lassen von einer neuen Umwelt. Die Welt mal mit anderen Augen sehen und staunen wie der Horizont sich ploetzlich oeffnet und ganz weit wird. Dann muessen wir uns vielleicht nicht mehr jedes Wochenende betrinken oder mit unseren modernen Autos ueber die modernen Strassen brettern, um uns ganz falsch ein bisschen frei zu fuehlen…

Und ja, ich habe das Sitzklo wieder schaetzen gelernt, das Trinkwasser vom Hahn, zuverlaessige Stromversorgung rund um die Uhr, Zeitungen mit hohem Informationsgehalt und freier Meinungsaeusserung, die Schulbildung, die ausgezeichneten Schweizer Universitaeten und das duale Bildungssystem, die weltweit einzigartige Schweizer Demokratie und Foederalismus und nicht zuletzt auch die gut ausgebauten Strassen, der taegliche Blick auf den Alpstein, die restlichen wunderschoenen, kaum kontaminierten Schweizer Landschaften und auch die gut erhaltenen und gepflegten Altstaedte, die hochkaraetigen Museen und die sattgruenen, kurzgeschorenen Fussballrasen…
Ich koennte noch endlos weiterfahren: die vorteilhafte zentraleuropaeische Lage unseres Landes, die kollektive und individuelle Sicherheit, und so weiter…
Ja wir haben’s gut in der Schweiz, vorzueglich sogar, doch wenn wir daraus folgern, dass uns alle anderen Laender und Gesellschaften minder sind, machen wir einen grossen Fehler.

(Cuenca, Ecuador, 17/06/13)

Nepal im Vorbeigehen

Zur Abwechslung mal mehr Fotos und weniger Text zu meinem letzten Reiseziel, Nepal. Es ist ein extrem vielfaeltiges, farbenfrohes, faszienierendes und landschaftlich wunderschoenes Land. Ich glaube, nicht mal ein dickes Buch koennte diesem einzigartigen ‚melting pot‘ der Kulturen, religioesen Gebraeuche und Lebensweisen gerecht werden. Wie koennte ich diesem Land gerecht werden, der ich nur ausgewaehlte und ausgesprochen touristische Regionen besucht und mich nicht mehr als fuenf Wochen im Land aufgehalten habe?

Kurz vor dem Eintreten des Monsuns reiste ich wieder hab. Ich war also waehrend der waermsten bzw. heissesten Jahreszeit im Land, irrte viele Tage lang im Kathmandutal herum, mit seiner langen, grossen und bewegten Geschichte. Eigentlich sind es drei historische Staedte, welche sich ueber lange Zeit rivalisierten und Krieg fuehrten und im 18.Jh. von einem maechtigen Koenig mit einer grossen Armee allesamt erobert wurden: Lalitpur (oder Patan), Bhaktapur und eben Kathmandu selbst, das der heutigen Grossstadt ihren Namen gab: Ein Chaos von Glaubensrichtungen (wobei der Hindukult dominiert), Ethnien und Kasten, ein Chaos von Verkehrsunsicherheit und Laerm, launischer Stromversorgung und religioesen Ritualen wo man nur hinschaut, dazu eine starke Verschmutzung, in jeglicher Hinsicht, ziemlich aller Stadtbestandteile, wobei die Luftverschmutzung ekelhaft ist und den Alltag dominiert. Demokratisch gewaehlte, aber extrem korrupte Regierung und Parlamente etcetera etcetera…
Mittendrin leben erstaunlich liebenswerte und aufgestellte Menschen, welche Armut und Misere trotzen und sich nie, aber wirklich nie, zu schade sind fuer ein strahlendes Laecheln.

Das mal eine Groebstuebersicht vom Kathmandutal. Ich habe aber noch nicht geredet vom Nationalgericht Daal Bhat, von den ca. 30 verschiedenen Voelkern in Nepal, von den majestaetischen Bergen, fruchtbaren Feldern und tiefen Dschungeln. Von den tiefreligioesen Leuten, welche noch an lebende Goetter glauben und zu diesem Zweck ein unschuldiges kleines Maedchen seit ihrem dritten Lebensjahr in einem Tempel festhalten. Vom failed state, an welchem sich ‚Entwicklungshelfer‘ die Zaehne ausbeissen. (Und Einheimische sprechen schon von einer bevorstehenden Kapitulation an Indien im Sinne von Sikkim.)
Vieles ist also noch ein Raetsel und vom meisten weiss ich ueberhaupt nichts. Der Tourismusslogan von Nepal, once is not enough, scheint mir sehr treffend, denn so viel mehr gaebe es noch zu Entdecken im Vergleich zu meinem eher oberflaechlichen Sightseeing und einer kleinen achttaegigen Trekkingtour. Darum lasse ich nun die Bilder sprechen, moegen sie euren Geist anregen und eure Herzen erwaermen!

Japan Teil 2

Dass ich im Kloster ein ziemliches Schlafdefizit angehaeuft hatte, bemerkte ich erst, als ich wieder draussen war. In Kyoto, meiner naechsten Station, schlief ich waehrend sechs Tagen jeweils mindestens 10-12 Stunden. Wenn ich nicht schlief, hing ich in irgendwelchen Kaffeehaeusern rum und schaute dem Regen zu, oder ich ging zu Fuss alte Sachen anschauen. Davon gibt es naemlich jede Menge in dieser historischen Hauptstadt Japans.
Ueberhaupt habe ich in allen Staedten, wo ich war, fast nur Tempel, Pagoden, Schloesser und Schreine fotografiert. Naja…

Japan kann ziemlich teuer sein fuer einen arbeitslosen Studenten wie mich. So war ich sehr froh, dass ich nach Kyoto in Kobe Unterschlupf fand, bei einer fernen japanischen Verwandten meiner Mutter. Bei ihr konnte ich meine Kenntnisse der japanischen Kueche, die ich sehr mag, nochmals ausweiten und ausserdem meine erworbenen Kuenste in der Disziplin ‚Essen mit Staebchen‘ unter Beweis stellen. Am Wochende machten wir einen Ausflug in das japanische Landleben, was eine gute Abwechslung war, denn das Alltagsleben der meisten Japaner ist schon extrem stadtorientiert. Bei der Familie meiner Verwandten durfte ich in ihrem riesigen traditionell-japanischen Landhaus uebernachten und wurde richtiggehend verwoehnt mit weiteren kulinarischen Hoehenfluegen. Dazu gehoerten auch einige Speisen, die direkt aus Gemuese zubereitet wurden, das wir vorhin gemeinsam aus dem Garten und dem angrenzenden Wald ernteten. Dazu gehoerten z.B. das ‚udo‘-Gemuese und die Bambussprossen. Am Sonntag wurde ich von ihnen nach Himeji ausgefuehrt, eines der groessten und imposantesten japanischen Schloesser. Da koennen wir Schweizer gleich einpacken… Schade war nur, dass das riesige Hauptgebaeude gerade renoviert wird und daher von Abdeckungen vollstaendig eingehuellt war. Nach dem Mittagessen in einem Sushi-Restaurant gingen meine Verwandte und ich wieder zurueck nach Kobe. Und so durfte ich auch weiterhin von der grossen japanischen Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit ‚profitierien‘. Von Freunden wurden wir zu einem feinen Nachtessen eingeladen. Natuerlich gestaltete sich die Kommunikation nicht immer einfach, da die Englischkenntnisse vieler Japaner (ganz entgegen meiner anfaenglichen Erwartungen) sehr begrenzt sind. Zum Glueck war aber meine Verwandte als Uebersetzerin dabei und scheute sich keiner Muehen.

Da mir noch etwas Zeit bis zu meinem Flug nach Kathmandu blieb, entschied ich mich fuer eine Reise nach Hiroshima. Diese Stadt ist bekannt fuer ihre schoene natuerliche Umgebung aus Fluessen, Huegeln und Bergen, sowohl einer idyllischen Insel gleich vor der Kueste. Den meisten von euch ist der Name Hiroshima wohl nicht deswegen gelaeufig, sondern aus einem ganz anderen Grund: Hiroshima war die erste Stadt in der Geschichte der Menschheit, ueber welcher eine Atombombe abgeworfen wurde. Die zweite Stadt war Nagasaki, ebenfalls in Japan. Dies geschah im August 1945, gegen Ende des Zweiten Weltkrieges.

Ehrlich gesagt, es ist ziemlich traurig sich das Ganze aus der Naehe anzuschauen. Es ist schlicht unvorstellbar, was diese Bombe am verhaengnisvollen 6. August 1945 in Hiroshima anrichtete. Man fragt sich, wie es moeglich ist, dass jemand ueberhaupt auf die Idee kommt, sowas gegen Menschen einzusetzen.
Ein paar Fakten: Beim Atombombenabwurf – 8 Uhr morgens an einem wolkenlosen Sommertag – starben 80’000 Menschen augenblicklich. 60’000 weitere Menschen starben bis Ende Jahr, groesstenteils aufgrund innerer Verletzungen durch nukleare Strahlung. Viele weitere Strahlenopfer starben viele Jahre danach ploetzlich und ohne aeussere Anzeichen.
Alle Gebaeude im Umkreis von 2km vom Explosionsort wurden durch die Druckwelle augenblicklich zerstoert. Der anschliessende Grossbrand brannte die ganze Stadt nieder.
Zahlen allein koennes das unvorstellbare Leid, das dadurch angerichtet wurde, nicht genuegend beschreiben. Man muss sich das mit eigenen Augen anschauen, die Opfer anhoeren, Berichte lesen, Fotos anschauen etc. Vor Ort im sogenannten Peace Memorial Museum von Hiroshima kann man sich selbst ein Bild machen. Das geht unter die Haut.
Hiroshima wurde als ‚Friedensstadt‘ wieder aufgebaut. Der Buergermeister schreibt nach jedem Atombombentest einen Protestbrief an die entsprechende Nation. Die Erben Hiroshimas wollen nicht nachlassen bis es keine Atombomben mehr gibt auf der Welt und stehen ein fuer Gewaltlosigkeit und weltweiten, andauernden Frieden. Ein weiser Mann sagte: „Weltfrieden muss aus innerem Frieden entstehen. Frieden ist nicht einfach die Absenz von Gewalt. Frieden ist, so denke ich, der Ausdruck von menschlichem Mitgefuehl.“

Den zweiten Tag in Hiroshima verbrachte ich dann nicht mehr im Museum (wie den ersten), nein, ich machte bei bestem Wetter einen Ausflug auf die Insel Miyajima, ihres Zeichens Weltkulturerbe und einer der drei „landschaftlich schoensten Orte“ in Japan. Das wuerde ich sogar bestaetigen, doch seht selbst auf den Bildern.
Den letzten Tag in Japan verbrachte ich dann wieder bei meiner Verwandten, wo ich meine Siebensachen zusammenpackte und auf zum Flughafen ging, wo ich in Richtung China abhob. Jedoch nur als Zwischenstopp fuer eine Nacht auf dem wahnsinnigen neuen Flughafen in Kunming, dann gings weiter nach Kathmandu.

Seither geniesse ich das kulturell und landschaftlich vielfaeltige Nepal. Nach fast zwei Wochen in Kathmandu und Umgebung bin ich seit gestern in Pokhara. Von hier aus fliege ich morgen, wenns mit dem Wetter passt, rein in den Himalaya, um noch ein bisschen zu wandern. Angesichts meiner angeschlagenen Knie und des schwachen Trainingsstandes bin ich eher skeptisch und werde mich in weniger steilen und hohen Gebieten aufhalten.
Hier in Pokhara hat die Regen- bzw. Monsunzeit schon begonnen, es giesst draussen gerade wie aus Kuebeln. Drueckt fuer mich die Daumen, dass ich in den Bergen einigermassen trocken davon komme!
Bergheil und bis zum naechsten Mal…

Links:
Wikipedia ueber die Atombombenabwuerfe
Japans Top Destinationen. Im Nachhinein stelle ich fest, dass ich Nr. 1 bis 6 besucht habe 😉

Japan Teil 1 – Reise nach innen

44 Tage, oder sechs Wochen, verweilte ich in Japan. Was nach viel toent, ging erstaunlich schnell vorbei. Direkt aus Suedamerika kommend, war es erstmal ein Kulturschock, und zwar in allen Bereichen: Sprache, Wohlstand, Preisniveau, Mentalitaet der Leute, Japan als Inbegriff einer uebertechnologisierten Gesellschaft.

Reisen, das Sichbewegen von einem Ort zum andern, ist in Japan teuer. Doch was suchte ich eigentlich in Japan? Ich suchte nicht irgendwelche verrueckten Urwaldtrips oder Bergbesteigungen, ich suchte auch nicht die Begegnung mit aussergewoenlichen Leuten oder bescheidenem Fussvolk. Als Nicht-Japanisch-Sprecher und Lowbudget-Reisender waere ich dafuer definitiv am falschen Ort gewesen.
Ich suchte einen Kontrast (besser: eine Ergaenzung!) zu den bewegenden, ruehrenden, lebensfrohen, selbstvergessenen, abenteuerlichen, ausgefallenen und magischen; je nachdem nachdenklich, demuetig, traurig oder hoffnungsvoll stimmenden; schlicht und einfach sensationellen Erlebnissen, welche ich in Suedamerika machen durfte.
Nach so vielen Eindruecken erachtete ich es als noetig und richtig, den Fokus auch mal nach innen zu richten und zur Ruhe zu kommen. Also: „Tschuess Welt!“ und „Hallo Kloster!“ Zen-Kloster, um genau zu sein.

Es war weiterhin eine Reise, doch keine auessere Reise mit dem Fahrrad oder dem Bus, sondern eine Reise nach innen mit Meditation, Arbeit und streng geregeltem Alltag als ‚Transportmittel‘. Das ist die Reise des Zen, eine Reise, die weit ueber die Klostergrenzen hinaus geht. Ultimatives Ziel ist, die ungluecklich machenden Faktoren des Alltagslebens zu erkennen, zu beseitigen und dadurch dem Leben mehr Leichtigkeit, Sinn und Glueck zu verleihen.
Um einen Geschmack davon zu bekommen, wie Zen meine Wahrnehmung in kurzer Zeit verschaerfte, koennt ihr auch den vorherigen Artikel lesen. Ich verfasste ihn nur zwei Tage nachdem ich aus dem Kloster – nach 25 Tagen freiwilliger Isolation von der Aussenwelt – in das japanische Stadtleben zurueckgekehrt war. Zen hiess fuer mich damals: Bewusste, ungerichtete Wahrnehmung jedes Augenblickes im Hier und Jetzt, ohne das Verstaendnis fuer groessere Zusammenhaenge zu verlieren.

(Japan Teil 2 folgt in moeglichster Baelde. Ich schreibe aus Kathmandu. Strom- und Internetversorgung ist oft nicht gewaehrleistet)

Japan – das Land der aufgehenden Sonne

Heute frueh, als ich aus meinem Hostelzimmer trat, war es draussen schon hell. (Ich bin ein Spaetaufsteher.) Das Tageslicht fuellte den Flur voll aus. Trotzdem waren alle Lichter im Flur angeschaltet. Weit und breit war niemand zu sehen.
Frueher haette ich mich in einer solchen Situation geaergert. Oder vielleicht haette ich die brennenden Lichter gar nicht wahrenommen. Oder ich haette sie erkannt und ausgeschaltet, mich dabei aber etwas unwohl gefuehlt, im Sinne von „Was bin ich nur fuer ein Oekofreak?“.
Heute war es ganz anders. Kein Aerger, keine Schuldgefuehle. Ich fuehlte Erstaunen. Erstaunen und Unverstaendnis. „Wie ist das ueberhaupt moeglich, dass jemand vergisst die Lichter auszuschalten?“
Wissen die denn nicht, woher die Energie kommt? Wissen die nicht, was alles in Kauf genommen wird, um elektrischen Strom herzustellen?
Immerhin befinden wir uns in Japan, nach dem GAU vor Jahren kaempfen sie in Fukushima immer noch mit der radioaktiven Strahlung.
Ich dachte also: Ist es nicht unerhoert, dass wir keinen Bezug mehr herstellen koennen zwischen unseren Handlungen und deren Zusammenhang mit den Geschehnissen in der Welt?
Wir sind entbunden, leben in der Blase unseres alltaeglichen Lebens. In dieser Blase stimmt vielleicht alles fuer uns, wir fuehlen uns gut, unverletzlich, geborgen. Die Blase ist aber eine Illusion wie ein schoener Traum, irgendwann platzt sie.
Dann haben wir die Quittung: Wir werden zurueckgeholt in die nackte, ungeschminkte Realitaet.
Wir sagen dann: „Oh, eine Katastrophe, ein Unfall, ein Unglueck!“ Es toent dann so, als sei etwas passiert, das wir nicht kontrollieren koennen. Als haette uns die Natur einen Streich gespielt.

Doch so ist es nicht.

Das ‚Unglueck‘, der ‚Unfall‘ ist nur die logische Folge einer Entwicklung, ist das Symptom der Krankheit, die schon lange vorher da war.
Die Krankheit, das ist unsere eigene Ignoranz, der Verlust eines Bewusstseins fuer unsere Handlungen in einem groesseren Zusammenhang.
Wenn wir also das Licht anschalten, schalten wir nicht nur einfach das Licht an. Wir senden ein klares Signal an unsere Umwelt: „Hier wird Licht gebraucht. Produziert Strom bitte! Baut AKW’s, Staudaemme, Windraeder!“ Wenn wir eine neue Regenjacke kauft, kaufen wir nicht einfach eine neue Regenjacke. Wir senden das Signal: „Hier brauchen wir Regenjacken und wir zahlen gerne mit Geld dafuer. Es ist uns egal ob bei der Produktion der Jacke Kinderarbeit im Spiel war oder giftige Chemikalien in einen Fluss geleitet wurden.“ (Oder hat jemand von euch schon mal den Verkaeufer gefragt oder die Produktionsfirma angerufen?)

Und so leben wir weiter in unserer Blase, reich oder arm, gluecklich oder ungluecklich, gestresst oder gelassen, dick oder duenn, aber alle mit der gleichen Krankheit: Wir haben uns entkoppelt von der Welt, die uns taeglich, sichtbar oder unsichtbar, umgibt. Wir koennen keine Zusammenhaenge mehr herstellen. Wir tappen hilfslos im Dunkeln. Bis die Blase ein naechstes Mal platzt und ein ‚Unglueck‘ uns zurueck in die Realitaet holt.

Spaetestens dann sollte uns eigentlich ein Licht aufgehen.

Chronik einer Vergiftung

Zur Aufloesung moeglicher Verwirrung, und damit das auch dokumentiert ist, hier eine kurze Zusammenfassung der Krankheit, welche ich im feuchten Osten Ecuadors aufgelesen hatte:

Als wir zurueck vom Yasuní waren, machten wir einen dreistuendigen Zwischenhalt in Coca, bevor wir den Rueckweg nach Cuenca (ueber Tena) antreten sollten. Waehrend dieser Zeit ass ich den verhaengnisvollen, gerade mal geniessbaren Hamburger eines Fastfood-Restaurants (keine der einschlaegig bekannten Ketten). Man muss mit grosser Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass das Fleisch dieses Hamburgers verdorben war.
Davon wussten wir zu der Zeit natuerlich noch nichts. In Tena quartierten wir uns fuer eine Nacht ein, bevor es am darauffolgenden Tag zurueck nach Cuenca gehen sollte. In der Nacht bekam ich ploetzlich Fieber und Kopfschmerzen. Ich nahm ein Dafalgan und am Morgen ging es mir wieder besser. Schon waehrend des Vormittags plagten mich dann aber Schwaechegefuehle, wieder Fieber und Kopfschmerzen. Wir beschlossen Bettruhe als Therapie, d.h. eine weitere Nacht in Tena zu bleiben. Schon am Abend hatte ich dann aber 39.7 Grad Fieber. Wir mussten zum Arzt. Er checkte meine Symptome, mass nochmals Fieber (39.9) und stellte nach einem Bluttest seine Diagnose: Denguefieber, eine Tropenkrankheit, wo man sich die ersten 4-5 Tage miserabel fuehlt und nach 8-12 Tagen der ganze Spuk normalerweise glimpflich vorbei geht. Dengue kann man aber erst nach vier Tagen Krankheit definitiv im Blut nachweisen. Aufgrund seiner Erfahrung glaubten wir seiner Diagnose. Zu meiner Begeisterung erhielt ich eine fiebersenkende Spritze, die mich fuer fuenf Stunden von den schlimmsten Symptomen befreite.
Appetit hatte ich keinen und mein Magen reagierte auf die meisten Lebensmittel mit Rueckgabe. Wir entschieden, dass ich zwecks besserer Behandlung und Krankheitsverlauf am naechsten Tag in eine groessere Stadt Ecuadors reisen sollte. Gesagt, getan: Schnellbus nach Quito (3h), von dort Flug nach Cuenca (1h). Zuvor ging ich in Tena nochmals zum Arzt, um eine fiebersenkende Spritze zu holen. Er warnte uns, dass das die letzte Spritze dieser Arzt sei, sonst bekaeme ich noch einen lebensgefaehrlichen haemorrhagischen Verlauf mit Blutungen. Leider liess die Wirkung schon im Flugzeug nach, die Reise war so ein Horror.

Da ich in Cuenca dann Ibuprofen (kann ebenfalls Blutungen verursachen) mit Dafalgan verwechselte, sank das Fieber so stark, dass ich gar nicht mehr glaubwuerdig in die Notfallaufnahme einer Klinik konnte. Wir warteten also bis zum naechsten Tag, bis das Fieber erwartungsgemaess wieder gestiegen war. Die Notaufnahme war nicht sehr angenehm, nach der Untersuchung musste ich mehr als eine Stunde auf dem ‚Schragen‘ warten, bis ich Schmerzlinderung erhielt und in ein Zimmer interniert wurde. Diagnose: Typhus. Das stimmte mich schon von Anfang an skeptisch, schliesslich war ich gegen Typhus geimpft. Auf alle Faelle: Kein Dengue.
Diese Diagnose war aber keine Erleichterung. Ich sprach nicht auf die Antibiotika gegen Typhus an und mit jeder Stunde ging es mir miserabler. Zur Bestaetigung der Diagnose wurde mir regelmaessig Blut entnommen. Am Samstag (vierter Tag der Krankheit) ging es mir dann schon so schlecht, dass ich mich mehr tot als lebendig fuehlte.
Ausserdem erhielt ich eine neue Diagnose: kein Typhus, sondern ein Virus in Kombination mit einer Gastroenteritis (Magendarmgrippe). Die weissen Blutkoerperchen waren besorgniserregend geschwunden, mein vom Virus geschwaechtes Immunsystem schien nicht faehig, die Krankheit zu besiegen. Der behandelnde Arzt sollte fuenf Tage danach zugeben, dass die Lage in der Tat „sehr gefaehrlich“ war.
Das merkte ich natuerlich auch selbst. Familie in der Schweiz wurde alarmiert und die Rega kontaktiert fuer den Fall, dass es so weiterginge und man mich ‚heimholen‘ muesste. So weit kam es zum Glueck nicht. Auf die neu verordnete Medikation sprach ich sehr gut an und am Sonntag ging es mir schon wieder so gut, dass mir fuer Montag die Entlassung aus dem Spital versprochen wurde. So war es denn auch und ich war froh, diesen ‚grauen Kaefig‘ verlassen zu duerfen. Sie mussten mir naemlich schon Beruhigungsmittel spritzen, da ich mich so eingeengt fuellte und in meinem Zimmer und in der Klinik in Kreisen lief. Ich konnte mich nicht nicht bewegen. So ging das zwei Tage lang, ein furchtbares Gefuehl, so aehnlich stelle ich mir Folter vor. Zum Glueck liess das allmaehlich nach, nachdem ich die Klinik verlassen hatte.

Zusammenfassung:
Laut Arzt hatte ich also einen unbekannten Virus, der meinen Koerper schwaechte. Waehrend dieser Zeit ass ich eine verdorbene Speise, die Salmonellen enthielt, meinen Magendarmtrakt attackierte und das Immunsystem auf die Probe stellte. Daher das Schwinden der weissen Blutkoerperchen. So wie ich es verstand, war das das grosse Problem, die Gefaehrlichkeit der Situation: dass ich andere Infektionen aufgrund der Schwaechung des Immunsystem nicht mehr ueberstehen wuerde. Zum Glueck wurde das aber richtig festgestellt und behandelt.
Grosser Dank gebuehrt den kompetenten Aerzten in Cuenca, natuerlich meiner verstaendnisvollen Familie und vor allem auch der zuverlaessigen Rega. Heute bin ich mehr denn je davon ueberzeugt, dass man in einer Notsituation im Ausland wirklich auf die zaehlen kann (wen man denn Regagoenner ist).

Heute, 2.5 Wochen nach der Lebensmittelvergiftung mit Kompikation, fuehle ich mich wieder bei Kraeften. Grosse koerperliche Anstrengung vertrage ich jedoch noch nicht. Ob der unbekannte Virus vom letzten Mai/Juni bei der ganzen Sache noch eine Rolle spielte, kann ich nicht sagen.

Dschungel der Ratlosigkeit – Eine Reise ins Amazonastiefland

Warnung: Falls dich dieser Artikel ratlos macht, liegt das vielleicht auch an meinem liederlichen Schreibstil!

Also gingen wir zu viert im Nachtbus nach Tena, wo wir von meinen deutschen Freunden herzlich begruesst wurden. Wir schauten uns das nahegelegene Doerfchen Misahualli ein bisschen genauer an und am Tag darauf gingen wir hoch zu der Wiederaufforstungs-Station im submontanen Regenwald, wo ich letztes Jahr waehrend drei Monaten gearbeitet hatte. Alles in allem war es sehr schoen, meinen Leuten diese Orte zu zeigen, wo noch viele gute Erinnerungen dranhaengen. Es sind halt immer noch viele der gleichen Leute dort (Robby, Jens, Oswaldo, Irma), das Wiedersehen machte einfach Freude und auch festzustellen, dass viele Samen, die waehrend meiner Zeit gesaeet wurden, schon ihre Fruechte tragen. Symbolisch gemeint…Die Station lisan yacu selbst sollte allerdings wieder mehr auf Vordermann gebracht werden, viel Machetenarbeit und Sanierungen warten meiner Meinung nach auf die ankommenden Volontaere. Das Volleyballfeld kann nicht mehr als solches bezeichnet werden, sondern gleicht eher einem liebevoll verwahrlosten, mit Unkraut ueberwachsenem Hobbygarten. Ja, in der ‚gruenen Hoelle‘ erobert sich die Natur ihre Plaetze schneller zurueck, als einem manchmal lieb ist…

Nach dieser kleinen Regenwald-Einfuehrung fuer meine Freunde/Familie waren wir bereit fuer die vierstuendige Ueberfahrt nach Puerto Francisco de Orellana (Coca). Danach blieb uns ein halber Tag, um uns diese Dschungelstadt an den Ufern der Fluesse Napo und Coca anzusehen und festzustellen: Der kulinarische Hoehepunkt besteht im ‚desayuno petrolero‘ (Oelarbeiterfruehstueck): Reis, Fleisch, Brot, Butter, Marmelade, hab ich noch was vergessen? Glaub schon… Doch im Ernst: das einzige geniessbare Essen in Coca ist das Fruehstueck im Hotel Auca, alles andere ist entweder ungeniessbar, geschmacklos oder verdorben. Ayayay es wird mir schon uebel, wenn ich nur wieder daran denke, z.B. an den argentinischen Grillteller im neuen Einkaufszentrum…
Dass falsch gelagertes oder zubereitetes Essen auch ganz schoen gefaehrlich sein kann, dazu spaeter…

Doch jetzt geht’s zuerst in den sagenumwobenen Yasuní-Nationalpark im nordoestlichen Landesteil Ecuadors. Unser Touristenfuehrer aus Quito und der standesgemaesse Chiva-Bus erwarteten uns am folgenden Vormittag puenktlich zum Beginn unseres Ausfluges in die Tiefen des mystischen ecuadorianischen Tieflandregenwaldes, der laut Wissenschaftlern eine der weltweit hoechsten Biodiversitaetsraten aufweist.
Unsere Vorfreude wurde auf der dreistuendigen Busfahrt erstmal tuechtig auf die Probe gestellt. Direkt Richtung Sueden ging’s auf der ‚Via Auca‘; eine Strasse, die vor nur wenigen Jahrzehnten ausschliesslich aus einem Grund gebaut wurde: Zur Ausbeutung der reichlichen Erdoelvorkommen. Das Oel wurde in den 70er- und 80er-Jahren vornehmlich an die US-amerikanischen Multis Texaco und Chevron verscherbelt, welche sich vor allem durch ihre ruecksichtslose Vorgehensweise der Erdoelfoerderung hervortaten. Ja, die beste Bezeichnung waere wohl ‚ohne Ruecksicht auf Verluste‘. Ihr derzeitiger Ruf in Ecuador kann verglichen werden mit jenem, den Daniel Vasella momentan in der Schweiz ‚geniesst’… Chevron wurde zur Zahlung von 19 Milliarden Dollar verurteilt, welche an die geschaedigten Einheimischen und zur Reinigung der grossflaechigen Verschmutzungen verwendet werden sollten. Der Konzern versucht nun mit allerlei juristischer Tricks diesem Urteil zu entgehen, doch die internationalen Aktivisten sind ihm auf den Fersen (Chevron: You can run but you can’t hide). Schwer zu sagen, wie das schlussendlich ausgeht… Was sicher ist: Kein einziger der Krebskranken, die wegen der chemischen Verschmutzung leiden, kann mit diesem Geld geheilt werden…

Die ‚Via Auca‘ wurde uebrigens mitten in das Territorium der Huaorani hineingebaut, eine im Regenwald heimische Ethnie von Jaegern und Sammlern. Die staunten nicht schlecht, als sich entlang der Strasse ploetzlich viele neue Bauern ansiedelten und begannen den Wald zu roden. Und das alles ganz legal und unterstuetzt vom ecuadorianischen Staat.

Zurueck zu unserer Reise: Auf dem Weg verlangten dann die Militaers bei einem Checkpoint ploetzlich noch die Gelbfieber-Impfzertifikate des Fuehrers und aller Touristen. Dieses konnten jedoch nur zwei von sieben Touristen vorzeigen, schliesslich wurde auch nirgends vorgewarnt, dass wir das mitnehmen sollten. Naja, Hauptsache die Soldaten am Checkpoint verdienen ein kleines Suemmchen dabei…

Der Rest der Hinreise verlief dann ziemlich ereignislos: Als wir das motorisierte Kanu (ohne Dach) fuer die 4.5-stuendige Reise zum Camp bestiegen, begann es ploetzlich wie aus Kuebeln zu giessen und das hoerte dann nicht mehr auf, bis wir dort ankamen. Zusammen mit dem Fahrtwind eine ziemlich unangenehme Situation, vor allem wenn man keinen passenden Regenschutz dabei hat… Elisabeth und Marco blieben dank frisch erworbener Regenschirme und Hightech-Jacken vollstaendig trocken, waehrend Priscila und ich voellig durchnaesst und vor Kaelte zittternd bei den Unterkunftshuetten ankamen. Die Fahrt hatte sich fuer uns endlos lang angefuehlt. Man sieht nie weiter als 100m auf dem Fluss Shiripuno, welcher sich in engen Serpentinen durch den Yasuní-Nationalpark schlaengelt. Aufgrund des heftigen Regens waren keine Voegel und auch kaum sonstige Tiere zu beobachten. Zweimal hatten wir jedoch Glueck: Ein aufgeschreckter Kaiman (die suedamerikanische Ausgabe des Krokodils) schwamm hektisch Richtung Flussufer und einmal sahen wir an einem gruenen Uferstreifen mehrere Capybaras umherstreifen. Die bekommt man sonst ziemlich selten zu Gesicht…

Die Tage im Camp verbrachten wir mit Fluss-Ausfluegen auf dem Motorkanu und Maerschen durch den Regenwald an verschiedenen Tag- und Nachtzeiten. Die Fuelle an faszinierenden Tieren und Pflanzen, die wir dabei zu Gesicht bekamen, war beeindruckend. Betreffend die grossen Saeugetiere (Tapir, Jaguar, Ozelot, Rehe, Hirsche, Wildschweine etc.) mussten wir uns meistens mit Huf- oder Urinspuren, Fotos aus den Kamerafallen oder in seltenen Faellen mit seltsamen Geraeuschen und einem Zu-Gesichtbekommen fuer Sekundenbruchteile begnuegen.
Die Voegel zum Beispiel sind einer Beobachtung weitaus zugaenglicher: Farbenfrohe Tukane und vom Aussterben bedrohte Papageie (Guacamayos), die kauzigen Hoatzins – Wiederkaeuer, die seit der Jurazeit auf Erden sind -, verschiedene Urwaldspechte, kleine tanzende Voegel usw. Was man da alles sehen kann nur innerhalb weniger hundert Meter, unglaublich. Beim Piranha-Fischen waren wir dann etwas weniger erfolgreich, es bissen immer irgendwelche andere, weniger schmackhafte Fische an. Ich hatte dann mal einen an der Leine, der befreite sich aber geschickt wieder.
Erstaunlicherweise sah ich waehrend der vier Tage keine Stabheuschrecke. Dafuer viele andere… Dann auch: Pfeilgiftfroesche, Kroeten, grosse Giftspinnen, Raupen, Schmetterlinge (allen voran der schimmerblaue Morpho) und auf dem Weg zurueck schmuggelte sich eine kleine Tarantel ins Kanu. Die Aufzaehlung ist natuerlich nicht abschliessend.

Nach vier gleichermassen erhol- und unterhaltsamen Tagen wurde es Zeit, den Weg zurueck in die Zivilisation zu gehen. Besser gesagt: Zuerst in die Halbzivilisation, naemlich eine kleine Siedlung von sesshaften Huoaranis zwei Stunden flussaufwaerts. Dort kann man noch eine der letzten originalgetreuen Huoaranihuetten bestaunen, gebaut nach traditionellem Wissen aus Aesten, Staemmen und Blaetterwerk. Die Generation, die noch weiss wie das geht (die letzten, die noch die alten Zeiten erlebten, bevor die Huoarani sesshaft wurden), naehert sich schon bald den 70 Altersjahren. Die Jungen lernen halt nicht mehr wie das geht, mal abgesehen von den Splittergruppen der Huoarani-Ethnie, den Taromenane und Tagaeri, doch dazu spaeter. So ein ‚Haus‘ wurde drei bis vier Jahre bewohnt und bevor es zerfiel zogen die Huoarani weiter in ein neues Jagd- und Sammelrevier.
Dann durften wir noch die Curare-Blasrohre ausprobieren (sh. Fotos).
Der Besitzer des Camps gab uns dann auf Englisch (damit die Huaorani auch nichts verstehen) noch ein paar Auskuenfte. Anscheinend sei die groesste Gefahr fuer die Flora und Fauna des Yasuní nicht die Oelfirmen, weder die illegalen Holzfaeller, sondern die Huoarani selbst: Sie vermehrten sich in einem halben Jahrhundert von rund 500 auf nun 5000, der ‚Lebensstandard‘ stieg an und man bekriegte sich nicht mehr so sehr bis aufs Blut wie frueher. Nur die Huaorani wissen, wo die Tiere zu holen sind und wie man sie jagt.
Ich selbst bin jedoch immer noch ueberzeugt, dass die Oelfoerderung schlimmer ist. Wegen ihr werden neue Strassen gebaut direkt in den Nationalpark. Sobald eine Strasse da ist, ist das Gebiet sehr viel besser zugaenglich. Folge: Holzfaeller kommen, und dann siedeln sich entlang der Strasse Bauern an, welche das Gebiet roden und anpflanzen, was dort wachsen kann. (Das Angebot ist auf dem kargen Regenwaldboden extrem limitiert und haelt ohne Duenger nicht lange.) So verschwindet der unberuehrte Regenwald nach und nach, das gleiche geschieht in Brasilien noch in viel groesserem Masse. Nicht wegen Oel, doch zum Beispiel um Soya fuer unsere Kuehe anzubauen. Was uebrig bleibt, ist Verschmutzung, primitive Monokulturen und karges Land, das ’nie‘ mehr wieder echter Regenwald wird (ausser man forstet auf). Zynischerweise koennte man behaupten, die Erde leide an Lungenkrebs. Das Amazonasgebiet wird gerechterweise als ‚Lunge der Erde‘ bezeichnet, denn es bindet Kohlendioxid in den Baeumen und gibt Sauerstoff frei, dient somit als Klima-Stabilisator.

Der Druck auf die Taromenane und die Tagaeri, die letzten noch unkontaktierten Voelker im Regenwald Ecuadors, waechst stetig. Laerm, Abholzung, Oelfoerderung und Verschmutzung sind die Probleme, welche auch bis zu ihnen dringen und ihnen Sorgen machen. Dabei wollen sie nur im Einklang mit ihrer Umwelt im Regenwald leben, wie das schon ihre Urururgrosseltern gemacht haben. Als jagende und sammelnde Nomaden.
Ein Vorfall vor einer Woche machte Aufsehen: Eine Gruppe Taromenane toetete mit Lanzen von den Baeumen herab auf brutale Weise ein aelteres Huoarani-Ehepaar, das von ihrer Siedlung aus auf Futtersuche war. Die Taromenane waren offensichtlich nicht zufrieden damit, wie die Huoarani-Aelteren mit den Problemen umgingen, die die Erdoelfoerderung mit sich brachte (Laerm, Verschmutzung, Abholzung). Sie waren machtlos dagegen, doch die Taromenane wollten das nicht akzeptieren. Spannungen zwischen den verschiedenen Clans – die alle zur Ethnie ‚Huaorani‘ gehoeren – existieren seit Jahrzehnten und waren fuer die Eskalation ebenfalls ausschlaggebend. Nun geht die Sorge um, dass der Vorfall von den Behoerden als Vorwand missbraucht wird, gezwungenen Kontakt zu den versteckten Urwaldvoelkern herzustellen, um die Unkontaktierten zu kontaktieren und zu ‚zivilisieren‘.
NGOs und Menschenrechtler sind dagegen, schliesslich bedeutete eine Kontaktierung und Sesshaftmachung der Voelker die perfekte Vorbereitung fuer die weitere Ausbeutung des Naturparadieses Yasuní. Sie fordern daher als einzige Loesung der gravierenden Probleme: Rueckzug! Die Leute in Ruhe lassen! So einfach ist es natuerlich nicht, aber schoen waer’s, wenn diese Region fuer nachfolgende Generationen erhalten bleiben wuerde. Schoen waer’s… doch scheinbar blind schreitet die Menschheit voran, will immer mehr, mehr Wachstum, mehr Energie, mehr Essen usw. Doch niemand sagt endlich ‚Stop!‘, es gibt keine oberste Kontrollbehoerde. Also geht es vorlaeufig weiter wie bisher, bis…   ja, bis was?? Niemand weiss das so genau, doch wenn wir so weitermachen, wird die Geschichte ein boeses Ende nehmen.

Naehere Informationen zum toetlichen Angriff im Yasuní:Englisch-sprachige Zusammenfassung
TV-Beitrag mit Aufnahmen der Attacke – nichts fuer schwache Nerven!

Von Incas und Incapaces, ab morgen zu den Huaoranis

Der Ausflug von Cusco nach Machu Picchu war ein kleines schoenes viertaegiges Abenteuer. Noch in Cusco, bevor wir zwei uns in das mitten im ‚heiligen Tal‘ gelegene Inkadorf Ollantaytambo aufmachten, organisierten wir Bustransport und Mountainbikes fuer den naechsten Tag. Am naechsten Vormittag wurden wir dann auf dem kleinen Hauptplatz des gemuetlichen Doerfchens vom Minibus mit den Fahrraedern abgeholt, worin wir uns zu den doesenden Reisegefaehrten sassen, welche schon in Cusco eingestiegen waren. Nun ging es 2-3 Stunden lang nur bergauf, bis wir die Passhoehe des Abra Malaga auf 4300 m.ue.M. erreichten. Trotz Regens waren wir guten Mutes um auf die Zweiraeder umzusatteln, denn immerhin erwartete uns eine vierstuendige Abfahrt auf der anderen Seite des Passes. Vor allem zu Beginn war es noch ziemlich spassig, da man die Serpentinen durch Querfeldein-Fahrten auf Schotter und Wiese abkuerzen konnte. Schon nach ca. 15 Minuten war dies aber leider nicht mehr moeglich und wir mussten uns mit den Mountainbikes an die mehrheitlich gut asphaltierte Strasse halten. 3100 Hoehenmeter am Stueck nach unten wurden ueberwunden; doch das auf einer Wegstrecke von ca. 80 Kilometern. Nach meinen Berechnungen ergibt das ein durchschnittliches Gefaelle von gerade mal knapp vier Prozent. Deshalb musste auf vielen Abschnitten getreten werden, um ein ‚anstaendiges‘ Tempo zu erreichen. Immerhin regnete es weniger, je weiter wir uns dem Ziel Santa Maria naeherten, und in der Haelfte der Strecke hoerte es ganz auf. Die Temperatur steig ebenfalls betraechtlich, weshalb ich mich nach und nach meiner Zwiebel-artig aufgebauten Kleiderschichten entledigte, und die Vegetation wechselte von Páramo, ueber Bergregen- zu Bergnebelwald und schliesslich subtropischer Regenwald. Ein schoenes Naturschutzgebiet! Nur leider war das Rollmaterial alles andere als praechtig, ein Gruppenmitglied stuerzte sogar uebel, als sich der Schlauch des Vorderrades aus dem Pneu loeste und sich der Aussenwelt als Anakonda-artiges Gewulst praesentierte. Zum Glueck wurden uns auf der Passhoehe Rueckenpanzer verabreicht. Er kam relativ glimpflich davon, waehrend die ebenfalls geliehene Regenjacke voellig durchgeschuerft war. Ja, das war wieder mal eine Lektion: Man bekommt halt meistens das, wofuer man bezahlt, und wir hatten uns fuer das billigste aller Angebote entschieden…
Nach einem kurzen Snack am Zielort unserer Abfahrt verabschiedeten sich ich und mein Reisegefaehrte wieder von unseren temporaeren Schiksalsgenossen, liessen die Gruppe hinter uns und machten uns unabhaengig auf den Weiterweg in Richtung Machu Picchu. Ja, so gefaellts uns halt.
Mit dem Kollektivtaxi fuhren wir auf einer Schlammstrasse mit sehr ueberdurchschnittlich hohen Erdrutsch- und Steinschlagsraten (vor allem in der derzeit andauernden Regenzeit) in ca. einer Stunde von Santa Maria ins etwas hoeher (1500m) gelegene Santa Teresa. Einmal musste der Chauffeur sogar selbst Hand anlegen, um ein paar Gesteinsbrocken aus dem Weg zu raeumen…
Santa Teresa ist ein sehr kleines, abgelegens Doerfchen, wo im Prinzip gar nichts passiert. Doch ist es je laenger je beliebter als Durchgangsort fuer Alternativreisende zum Machu Picchu und hat bestimmt noch an Beliebtheit gewonnen, seit die Preise fuer Bahnfahrten auf der angestammten Strecke ins beinahe Unermessliche steigen. Doch dazu spaeter… Jedenfalls konnten wir uns wegen der fuenf Franken nicht beklagen, welche wir fuer die Uebernachtung in einem sauberen modernen Doppelzimmer mit Bad pro Person bezahlten.
Die groesste Attraktion von Santa Teresa ist definitiv das schlicht und schoen gestaltete, grosszuegige Thermalbad, welches einen 30minuetigen Fussmarsch ausserhalb Santa Teresa an eine Felswand angeschmiegt wurde. Wir genossen die Erholung am Abend sehr, sollten doch zwei etwas anstrengendere Tage auf uns warten.
Zunaechst folgte der Fussmarsch nach Aguas Calientes (bzw. Machu Picchu Pueblo). Wir irrten ein bisschen herum, bevor wir nach einer Flussueberquerung dank Haengebrueck(chen) auf der anderen Hangseite wieder den Anschluss an die Schlammstrasse fanden. In zwei Stunden Fussmarsch auf flachen Terrain das Flusstal hinauf erreichten wir ein grosses Wasserpumpkraftwerk, wo wir uns an einer Reception – die ein ausgedienter Container war – als Machupicchureisende registrieren mussten. Von dort aus liefen wir nochmals zwei Stunden (jetzt deutlich angenehmer im Schatten des Waldes) Bahngleisen entlang bis nach Aguas Calientes (‚heisse Wasser‘). Waehrend dieser Wanderung konnten wir schon einen kleinen Vorgeschmack von Machu Picchu erhaschen. Sozusagen die Hinterseite der Ruinenstadt; einige Ruinen und den beruehmten symboltraechtige Huaynu Picchu – Berg konnten wir identifizieren. Angekommen in Aguas Calientes mussten wir aber wehmuetig erkennen: ‚Aaay was ist das fuer eine Touristenhoelle; da halten wir es laenger als einen Tag nicht aus!‘ Der Ort scheint einzig aus Hotels, Hostels, Restaurants, Internet-Cafes, Verkaufsstaenden und der Bahnlinie zu bestehen. Das unterirdische Abendessen, welches aus Alpaka- (ich) und Meerschweinchenfleich (Mario) bestand, gab uns dann noch den Rest. Noch kurz Snacks fuer den naechsten Tag einkaufen und dann ab in die Federn, hiess es. Um vier Uhr morgens standen wir auf, und um fuenf Uhr standen wir rechtzeitig zur Toroeffnung vor dem Eingang zum Fussweg nach Machu Picchu. Ha- das war eine ziemliche Parforceleistung auf dieser Hoehe, die Leute waren nicht aufzuhalten und auch wir liessen uns von der Wettkampfstimmung anstecken: in nicht weniger als 35-40 Minuten bewaeltigten wir die paar hundert Hoehenmeter bis zum Eingangstor der Ruinenstadt, wo wir entsprechend verschwitzt ankamen (sogar vor dem Touristenbus, welcher ebenfalls um 5 Uhr in Aguas Calientes abgefahren war). Es geht also so steil hoch, dass man zu Fuss tatsaechlich den Bus schlagen kann. Wer geht naechstens nach Machu Picchu? Ist doch eine spannende Herausforderung, Mann gegen Technik 😉

Nur unserer Ausdauer war es also zu verdanken (und dass wir nicht in der Gruppe reisten), dass wir zur Oeffnung der Stadtanlage um 6 Uhr unter der ersten Handvoll Personen waren, welche eingelassen wurden. Ich muss sagen, die menschenleere, noch im Morgennebel eingehuellte Machupicchustadt betreten zu duerfen und zu beobachten, wie langsam aber sicher das Sonnenlicht eindringt und den Nebel verscheucht, war fuer mich eine fantastische Erfahrung. Noch nicht muede genug um auszuruhen, lief ich auf einen ‚Aussichtspunkt‘, wo ich einen schlafenden Angestellten vorfand, dessen Funktion anscheinend darin bestand, Touristen den raetselhaften ‚Altar‘ zu erklaeren, der sich dort oben befand. Dies tat er den tatsaechlich fuer mich, nachdem er aufgewacht war, und zufrieden stieg ich wieder zu meinem Freund herunter. Um 6.20 war der ganze Spuk dann vorbei und Machu Picchu war schon von Touristen bevoelkert wie im Sommer ein Kuhfladen von Fliegen. So schnell gehts und fuer uns war’s Zeit, den Massen nochmals ein weiteres Stueck zu entfliehen: Anstehen zum Aufstieg auf den majestaetischen Huayna Picchu, wofuer wir Tage zuvor ein Ticket gekauft hatten. Tueroffnung hier war um 7 Uhr, und wieder ging es steilstens hinauf, diesmal noch etwas steiler. Schweizer wie wir sind, liessen wir uns jedoch von nichts und niemandem einschuechtern und wieselten weitere ca. 250 Hoehenmeter wie Gemsen den Berg hinauf (leichte Uebertreibung). Doch waren wir wieder die Ersten, sogar mit Abstand, und genossen in aller Ruhe die Aussicht runter auf die Ruinen, die Touristen und die unglaublich schoene bergige und urig-waldige Umgebung.
Das war uns aber auch noch nicht zu entfernt, so nahmen wir den Abstieg zu den abgelegenen, wenig besuchten Kavernen auf der Hinterseite in Angriff. Auf jeden Fall sehenswert, doch der Abstieg ist muehsam und steil. Unterhalb der Kavernen war sogar ein Durchgang in den Urwald hinein ‚machetet‘, vielleicht ein versteckter Gratiseingang nach Machupicchu?
Eine weitere Stunde Marsch war noetig, um den grossen Felsen Huaynapicchu fertig zu umrunden und wieder die Ruinenstadt zu erreichen. Die Aussichten auf diesem Pfad waren weiterhin unglaublich und unglaublich schoen und immer wieder fragte man sich, wie viele muehsame Arbeitsstunden wohl investiert wurden, diese Steinpfade in solch unwegsame Land- bzw. ‚Bergschaften‘ zu legen.

Zurueck in der steinigen, von Touristen uebersaeten Stadt fanden wir das Ganze dann nicht mehr so prickelnd und nahmen alsbald den Abstieg nach Aguas Calientes in Angriff. Wie wir im Vornherein schon geplant hatten, kauften wir, dort angekommen, Zugtickets fuer den Weg zurueck nach Ollantaytambo. Leider war die ‚billigste‘ Klasse schon ausverkauft, weshalb wir unanstaendige 75 US-Dollar aus unseren Taschen klauben mussten. Naja, das Minimum waere mit $62 auch nicht viel weniger gewesen. Einheimische bezahlen uebrigens ca. 10mal weniger als wir auslaendischen Touristen. Das Traurige dabei ist, dass von den drei Zugunternehmen kein einziges in peruanischer Hand ist: PeruRail beispielsweise gehoert einem Chilenen, und InkaRail besitzen US-Amerikaner. Es scheint aber mehr als genug Pauschaltouristen zu geben, welche bereit sind, diese (fuer Suedamerika) horrend hohen Preise fuer die 1.5-stuendige Zugfahrt ohne mit der Wimper zu zucken zu bezahlen. Naja, wenn man extra fuer Machu Picchu nach Suedamerika fliegt, auch einigermassen nachzuvollziehen…
Und es ist ja auch, das muss ich an dieser Stelle nochmals festhalten, ein weltweit einzigartiges, wunderschoen in die Landschaft eingebettetes, gut erhaltenes und von Menschenhand geschaffenes Kulturwunder!

Tut mir leid, dass seit diesem Erlebnis so viel Zeit verging, bis zur Veroeffentlichung. Allerdings ist unterdessen auch nicht so viel passiert: Weiterreise nach Lima, wo ich zwei Tage in dieser kontaminierten Grossstadt mit durchaus schoenen Seiten (Straende, Altstadt, Menschen und Klima) verbrachte und zum letzten mal couchsurfte, bevor ich in Richtung Ecuador weiterpressierte.

Nach einigen Wochen Sprachschule in Cuenca und den Praesidentschaftswahlen, in welcher Rafael Correa ohne Probleme wiedergewaehlt wurde, reisten wir zu viert nach Tena (zwei Tage) und sind seit heute in der schwuelheissen Tiefland-Amazonas-Oelfoerderungsstadt Coca im ecuadorianischen ‚Oriente‘. Morgen gehts dann definitiv raus aus der Zivilisation und rein in die ‚zona intangible‘ (unberuehrbare Zone) des Nationalparks Yasuní. Lieber jetzt als erst in paar Jahren, denn geht es nach den Plaenen des Praesidenten steht Oelfoerderung im Yasuní zuoberst auf dem Programm. Unberuehrt davon, dass es sich beim Yasuní um ein einzigartiges und von internationalen Konventionen geschuetzte Biosphaeren-Reservat handelt. Ich habe ueber diese Problematik ja schon im Ecuadorblog ausfuehrlich berichtet…

In diesem Blog muesst ihr fuer einmal ohne Bilder auskommen, doch wenn ihr Machu Picchu etc. googelt, stoesst ihr sicher auf genug Veranschaulichungen, falls noetig…
Also, wir verabschieden uns (Eli, Marco, Priscila, ich) nun fuer fuenf Tage von jeglicher Zivilisation und rechnen fest damit, wieder heil aus dem Dschungel rauszukommen, trotz Giftschlangen, Anakondas, Kaimanen und weiss nicht was… Macht euch keine Sorgen, wir (ich) wissen was wir tun. Bis dann!